Plastikfasten 2022



Plastik – ein Problem außer Kontrolle

Parallel zur vorösterlichen Fastenzeit riefen wir an unserer Städtischen Berufsschule für Rechts- und Verwaltungsberufe zum 40tägigen Plastikfasten auf. Im Rahmen des Deutschunterrichts bei den Verwaltungsfachangestellten begannen wir uns der Problematik erst einmal informationell bewusst zu werden. Dabei stellten wir fest, dass Plastik in zwei Bereichen große Probleme für Mensch und Umwelt darstellt.

Das Umweltproblem

Die Menge an Plastikmüll, vor allem in den Meeren, ist fatal. Über 100 Millionen Tonnen schwimmen in den Ozeanen, das sind 4 Mio. LKW Ladung! Viele Meerestiere verenden an Plastikteilen in ihren Mägen, sie verletzen sich an spitzen Plastikgegenständen oder strangulieren sich mit dem Müll. Zudem kommt der Plastikmüll damit in unsere Nahrungskette.

Das Gesundheitsproblem

Plastik befindet sich bereits nachweisbar im menschlichen Gewebe. Plastik wird aus Rohöl gemacht und beinhaltet viele, äußerst gesundheitsschädliche Chemikalien, wie Weichmacher. Die Plastikindustrie beteuert, dass die Inhaltsstoffe fest gebunden sind und dadurch für den Menschen ungefährlich. Diese Aussage stimmt soweit, allerdings lösen sich chemische Inhaltsstoffe aus Plastik sehr leicht. Dies geschieht durch Reinigungsmittel, durch säurehaltige Getränke, Lebensmittelfette, Wärme/Hitze und Abrieb durch Gebrauch. Dadurch gelangen die chemischen Stoffe wie z-B. Bisphenol-A, Polyvenyclorid (PVC), Polycarbonat (PC) und andere gefährliche sog. Weichmacher in den menschlichen Organismus. Diese unterschiedlichen chemischen Substanzen haben eines gemeinsam: Sie sind „endokrine Disruptoren“, also Stoffe, die ins Hormonsystem eingreifen, das den Stoffwechsel sowie die Entwicklung der Organe, darunter auch des Gehirns, steuert. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Störungen wird mit diesen künstlichen Hormonen in Verbindung gebracht.

Den eigenen Konsum reflektieren

Bevor es an das Plastikfasten ging, haben wir im Fach Deutsch einen Tag unseren Plastikkonsum bewusst aufgezeichnet. Im Vorfeld war einigen schon bewusst, das wird nicht wenig sein. Als Ergebnis hielt jede Schülerin und jeder Schüler seinen individuellen Plastikkonsum im Rahmen einer Collage fest und überlegte sich 3 Alternativen zum bisherigen Konsumverhalten. Die Ergebnisse wurden in der Schulaula ausgestellt. Dabei stellte sich heraus, dass in einigen Bereichen eine Reduktion von Plastik leicht erscheint: Verwendung von Glasflaschen, eigene Einkaufsbeutel verwenden, Papiertüten, festes Shampoo, Gemüse unverpackt einkaufen.

Sobald es an Fleisch, Wurst und Käse geht finden wir eher weniger nützliche Verpackungen. Aber auch hier lohnt sich ein bewusster Blick auf die Art der Plastikverpackung. Denn auch hier, so lernten wir durch unsere Recherchen, gibt es Unterschiede! Anhand der sog. Recyclingcodes kann man herausfinden, aus welchen chemischen Bestandteilen die Umverpackung besteht. Den Recyclingcode 07 sollte man dabei unbedingt vermeiden, da hier u.a. Stoffe aus Polycarbonat und die hormonell wirksame Substanz Bisphenol A (BPA) freigesetzt werden kann. BPA steht im begründeten Verdacht das Hormonsystem schädlich zu beeinflussen, fortpflanzungsschädigend und krebserregend zu sein, sowie das Herzinfarktrisiko zu erhöhen.

Ergebnis:

Wissen um das Problem und die Hintergründe erlauben jedem einzelnen Verbraucher eine bewusste und begründete Entscheidung beim Einkaufen. Die Beschäftigung mit den Hintergründen, den Herstellungsverfahren und den wissenschaftlichen Erkenntnissen erlauben eine individuelle und selbstbestimmte Einschätzung der Problematik, die Plastik mit sich bringt. Dadurch entscheiden die Verbraucher mit ihrem bewussten Konsumverhalten täglich ein Stückchen bei Umwelt- und eigenem Gesundheitsschutz mit.

 



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